Beschäftigte klagen über Störungen bei der Arbeit
52 Prozent der Beschäftigten klagen über häufige Störungen bei der Arbeit, wie Zusatzaufgaben oder ständige technische Probleme. Das führt zu Stress, Arbeitshetze und psychischen Problemen. Auch die Qualität der Arbeit leidet. So das Ergebnis einer Studie von ver.di auf Basis von Umfragen zum »DGB-Index Gute Arbeit«.
Wo die Arbeitsbedingungen insgesamt schlecht sind, werden die Beschäftigten fast doppelt so oft gestört wie bei insgesamt guten Arbeitsbedingungen.
Wodurch werden Beschäftigte gestört?
Die Störungsquellen reichen von einer Überhäufung der Beschäftigten durch Zusatzaufgaben, ständigen technischen Problemen, falschen Zusammensetzungen in Großraumbüros bis hin zu Vorgesetzten, die ihrer Aufgabe nicht gewachsen sind. »Wenn ich einen Notfall habe, drei Neuzugänge bekomme, fünfmal das Telefon klingelt und gleichzeitig drei Angehörige kommen, muss ich mir überlegen, was ich als Erstes mache«, sagt zum Beispiel eine Krankenpflegerin. Die Angestellte eines Reisebüros klagt, dass sie bei ihrem Buchungssystem ständig drei Fenster des Systems geöffnet haben muss, weil immer eins abstürzt: »Das ist extrem frustrierend und total peinlich vor dem Kunden.«
Ein IT-Entwickler berichtet, dass Entwickler und Projektleiter in einem Großraumbüro gemeinsam arbeiten müssen: »Man bekommt natürlich einiges mit, aber generell lenkt das eben sehr ab, wenn nebenan ständig das Telefon klingelt.« Wenn in einem Bekleidungsgeschäft die Abteilungsleiterin alle zwei Minuten die Aufgabenstellung der Verkäuferinnen ändert, ist sie eher ein Störfaktor als eine Hilfe. »Jeder springt, und unterm Strich kommt gar nichts dabei rum, weil man alles anfängt und nichts zu Ende bringt«, berichtet eine Verkäuferin. Die Folgen sind Frustration, Chaos und hohe psychische Belastung.
Wer ist am meisten von Störungen betroffen?
Besonders häufig betroffen von Störungen im Arbeitsablauf sind Beschäftigte in den Bereichen:
- Informationstechnologie (79 Prozent),
- Telekommunikation (76 Prozent),
- Finanzdienstleistungen (72 Prozent),
- Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung (61 Prozent)
- Gesundheitswesen (59 Prozent)
- Einzelhandel (49 Prozent)
Je häufiger Störungen und Unterbrechungen vorkommen, desto öfter berichten Betroffene vom Fehlen arbeitswichtiger Informationen. Auf die Frage »Inwieweit plant Ihr Vorgesetzter die Arbeit gut?« gaben 39 Prozent eine negative Antwort. 61 Prozent zeigten sich mit der Arbeitsvorbereitung sehr zufrieden.
Häufige Störungen bei digitalisierter Arbeit
Auffällig ist die Störungshäufigkeit bei der digitalisierten Arbeit. Hier klagen 62 Prozent der Befragten darüber, ihrer Arbeit nicht ungestört nachgehen zu können. Wer nur in geringem Maße oder gar nicht mit digitalen Mitteln arbeitet, wird nur in 38 Prozent der Fälle gestört. Unklar ist, ob die Störungen durch die Technik bewirkt werden oder mit den dortigen Arbeitsbedingungen zusammenhängen.
Wodurch lassen sich die Probleme beheben?
Der ver.di-Vorsitzende Frank Werneke nennt eine ganze Liste von Maßnahmen, mit denen die Probleme behoben werden können: »Kluge Unternehmen beteiligen die Beschäftigten an der Arbeitsgestaltung. Die kennen die Probleme doch am besten.« Verlässliche Pausenregelungen sind seiner Meinung nach genauso notwendig wie die Möglichkeit für alle Beschäftigten, selbstbestimmte Auszeiten zu nehmen. »Ununterbrochenes Arbeiten ist nämlich genauso schädlich wie gestörtes Arbeiten«, so Werneke.
Quelle: www.bund-verlag.de