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Europawahl: Damit Fliegen für Dich sicher bleibt

Das wird bald in Europa entschieden

Schlechte Arbeitsbedingungen im Luftverkehr sind nicht nur eine große Belastung für Pilot*innen, Techniker*innen, Kabinencrew und Bodenpersonal. Sie gefährden auch die Flugsicherheit. Das Europäische Parlament entscheidet darüber, ob alle Airlines, die auf europäischen Flughäfen starten und landen, mindestens die Kernarbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) berücksichtigen müssen. Und auch darüber, ob sie verpflichtet sind, das Recht auf gewerkschaftliche Vertretung und die jeweiligen Mindestlöhne bzw. Branchentarifverträge anzuerkennen und umzusetzen.

Warum ist das wichtig für Dich?

Der Wettbewerb unter den Fluglinien hat sich enorm verschärft. Fluglinien wie Ryanair und Wizz Air sind Vorreiter für Sozialdumping. Pilot*innen, Kabinencrews und Techniker*innen erhalten bis zu 30 Prozent unter den Tariflöhnen, die für einen Großteil des Kabinenpersonals in Deutschland gelten. Bei Norwegian werden zudem Pilot*innen als angeblich Selbstständige eingesetzt. Ihr Einkommen hängt davon ab, wie viele Flüge sie pro Monat haben. Ein Konzept, das sich schlecht mit der Sicherheit der Fluggäste verträgt. Beim Bodenpersonal steigt ebenfalls der Druck. Um im Verdrängungswettbewerb zu punkten, wird weniger Personal eingesetzt. Die Folgen sind lange Schlangen an der Abfertigung, das ist ärgerlich. Viel schlimmer aber ist das entstehende Sicherheitsrisiko. Immer weniger Personal muss immer mehr sicherheitsrelevante Kontrollaufgaben übernehmen – bei immer größeren Zahlen an Passagieren und Gepäck.


Die Entscheidung kann so oder so ausfallen

Option 1: Der Wettbewerb zwischen den Airlines tobt ungebremst. Arbeitsbedingungen und Löhne verschlechtern sich weiter. Immer mehr Fluglinien folgen dem Beispiel von Ryanair, Wizz Air und Norwegian. Das heißt für Pilot*innen, Flugbegleiter*innen und Beschäftigte im Bodenverkehrsdienst: Befristungen, Leiharbeit, fehlende Absicherung bei Krankheit und Angst vor Altersarmut. Sie stehen immer mehr unter Druck und das Sicherheitsrisiko wächst. Pilot*innen schleppen sich krank zur Arbeit.

Flugbegleiter*innen sind unter Druck, Umsatz zu machen und möglichst viel aus dem Bordbistro und dem Duty-Free-Angebot zu verkaufen. Das stiehlt der Crew die Zeit für ihre Hauptaufgabe, sich um die Sicherheit der Passagiere zu kümmern. Sogenannte „Wet Lease Agreements“ erlauben, Flugzeuge komplett mit fremden Crews von außereuropäischen Fluggesellschaften zu Dumping-Bedingungen zu mieten. Europäische tarifvertragliche Standards werden einfach umgangen.

Gewerkschaften haben keine Möglichkeit, Einfluss zu nehmen. Die EU-Kommission erneuert ihren Versuch aus dem Jahr 2011, eine Richtlinie zur weiteren Liberalisierung der Bodenverkehrsdienste durchzusetzen. Mit Erfolg, wenn ihre Unterstützer im Europäischen Parlament die Mehrheit haben. Dann wird sich der Wettbewerb unter den Anbietern noch mehr verschärfen. Der Druck auf Löhne und Arbeitsbedingungen wird dann weiter zunehmen und das Sicherheitsrisiko deutlich steigen.


Option 2: Das Europäische Parlament setzt durch, dass für alle Airlines, die auf europäischen Flughäfen starten und landen, Mindeststandards gelten. Mindestens die ILO-Kernarbeitsnormen müssen eingehalten werden. Und auch das Recht auf gewerkschaftliche Vertretung und die jeweiligen Mindestlöhne bzw. Branchentarifverträge werden anerkannt und umgesetzt. ver.di kann Erfolge, wie Tarifverträge für das Kabinenpersonal bei Ryanair an deutschen Standorten, ausbauen. Außerdem setzt das Europäische Parlament durch, dass an den Standorten der Airlines das jeweilige nationale Arbeitsrecht und dortige Sozialstandards gelten.

Komplettanmietungen fremder Flugzeuge inklusive Crew werden nicht zugelassen. Für das Bodenpersonal setzt das Europäische Parlament sich für gleiche soziale und Sicherheitsstandards an allen Flughäfen der Europäischen Union ein. Dazu zählen feste Vorgaben zu Mindestbesetzung beim Abfertigen der Flugzeuge sowie europaweit vorgeschriebene gleiche Standards bei der Qualifizierung der Beschäftigten. Statt bei jedem Anbieterwechsel der Bodenverkehrsdienstleistungen das Personal auszutauschen, dürfen die Beschäftigten ihren Arbeitsplatz behalten. Sie werden dann vom nachfolgenden Unternehmen übernommen.


Besser Du entscheidest mit

Pilot*innen, Flugbegleiter*innen und Beschäftigte in den Bodenverkehrsdiensten und in der Flugsicherung brauchen gute Arbeitsbedingungen. Nur so können sie auf Dauer gute Arbeit leisten. Der anhaltende Verdrängungswettbewerb darf nicht auf Kosten der Beschäftigten und der Sicherheit der Fluggäste ausgetragen werden. Das Europäische Parlament entscheidet darüber, ob es einheitliche Rahmenbedingungen für gute Arbeit und Entlohnung geben wird. Wie die Entscheidung ausfällt, entscheidet sich nach dem Kräfteverhältnis im Europäischen Parlament.


Die Aussagen der Parteien.

Quelle: europawahl.verdi.de